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Einige Anmerkungen zur Verbindung von Pädagogik und Erinnerung

Allgemein kann gelten, dass pädagogische Prozesse wie Erziehung und Bildung dazu dienen, jemandem eine anerkannte Haltung und notwendiges Wissen für die Teilnahme in einer Gruppe zu vermitteln. So werden Kinder erzogen, sich in einer gewissen gesellschaftlichen Gruppe den Grundsätzen der Gruppe entsprechend angemessen zu verhalten. Solche Grundsätze sind gruppenspezifisch historisch gewachsen, sie werden innerhalb einer Gruppe diskutiert und festgelegt und dienen zugleich der Abgrenzung von anderen Gruppen.

In solchen Prozessen wird an verschiedenen Stellen mit „Erinnerung“ umgegangen: einerseits spielt sie natürlich eine Rolle, wenn jemand von vergangenen Erlebnissen oder Ereignissen erzählt. Dieser Austausch wird zumeist mit den Erzählungen der Großelterngeneration für die Enkel assoziiert. Aber schon hier wird bei näherem Hinsehen deutlich, dass nicht nur die eigenen Erlebnisse Teil einer solchen Erzählung von Erinnertem werden, sondern auch historische Ereignisse in spezifischer Weise aufgegriffen und weitergegeben, ja erinnert werden. Zugleich wird in einer solchen Erzählung die Vergangenheit in einer ganz eigenen Form wieder ins Leben gerufen und einem Gegenüber zur Verfügung gestellt. Solche Erzählungen der oder über die Vergangenheit sind dabei für die Gegenwart nicht bedeutungslos, denn erstens formte und formt das Vergangene die erzählende Person. Den Zuhörenden wird zugleich ein Einblick in eine Welt gewährt, die für sie nicht direkt zugänglich ist, die sie sich aufgrund der Erzählung (und durch das Einbeziehen von anderem Wissen zum Erzähler oder Erzählten) nur vorstellen können. Dennoch wirken das Was und das Wie der Erzählung auf die Zuhörer und deren Bild des Vergangenen ein und können explizit Teil pädagogischer Bemühungen sein.

[Fortsetzung in Arbeit...]

Dr. Sabine Krause, MA
Institut für Bildungswissenschaft
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