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Die Arbeit befasst sich mit der Frage: Welche erzieherischen Absichten standen hinter den erzieherischen Maßnahmen in der Anstalt „Am Spiegelgrund“?

Die Basis der Arbeit liegt in der Literaturrecherche. Gedanken unter anderem von Hannah Arendt und Autoren des Werkes „Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte“ bilden den theo­retischen Rahmen. Interviewausschnitte mit Friedrich Zawrel und Dr. Heinrich Gross, die über das Videoportal „Youtube“ zugänglich sind und die mit ihren Erinnerungen an die Zeit in der Anstalt „Am Spiegelgrund“ in erzieherische Über­zeugungen Einsicht geben, werden bearbeitet. Dies bildet den praktischen Kontext zu den theoretischen Ge­danken. Im Nationalsozialismus herrschte die Dichotomie der Menschen in „Übermenschen“ und „Untermenschen“ sowie die Idee, den Einzelmensch müsse zu einem gehorsam funktionierenden Teil der Volksgemeinschaft erzogen werden. Wer dazu nicht taugte – „Untermensch, Behinderte, „Asoziale“ – durft/musste „ausgemerzt“ werden. Vor allem Kinder von „Untermenschen“ haben als billige Arbeitskraft zur Verfügung zu stehen. Sie wurden zu medizinischen Versuchszwecken benützt oder ermordet. Friedrich Zawrel hat sein Leben der Erinnerung gewidmet - im Gegensatz Heinrich Gross, der durch Vortäuschung von „Amnesie“ versuchte sich seiner eigenen Verantwortung zu entziehen. Es gelang ihm im Zuge einer Strömung von „kollektiver Amnesie“ in Österreich, die Dr. Heinrich Gross mit offenen Armen großzügig in der Nachkriegsgesellschaft eingliederte, dessen Opfer aber maginalisierte und „vergaß“.

Es bleibt die Erkenntnis: Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen bringt die große Gefahr, unbewusst Menschen in mehr oder weniger „lebenswert“ einzuteilen und damit in mehr oder weniger ausbildenswert, mehr oder weniger therapiewert.

Die Literaturrecherche und die Empirie ergaben, dass die erzieherischen Maßnahmen „Am Spiegelgrund“ dazu dienten, den Willen der zu Erziehenden zu brechen um sie dem damaligen Regime gegenüber gefügig zu machen.

[Kathrin Kaltenböck]

Dr. Sabine Krause, MA
Institut für Bildungswissenschaft
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